«Letzte Worte» – Konzerte für die Toten

«Letzte Worte - Konzerte für die Toten» auf dem Friedhof Eichbühl, 17. Juni 2020. Foto: Corinne Koch
«Letzte Worte – Konzerte für die Toten» auf dem Friedhof Eichbühl, 17. Juni 2020. Foto: Corinne Koch

Alles hat ein Ende, auch Konzerte für die Toten. «Letzte Worte – Konzerte für die Toten» war eine Konzertreihe von GRABER, die im Juni 2020 durch fünf Friedhöfe der Stadt Zürich führte. Vorgetragen wurden Stücke des Projekts «Todgesagt», namentlich aus dem neuen Werk «Schattenklang». GRABER spielte jedoch nur für die Toten. Die Stücke wandten sich deshalb vor allem an die Verblichenen selbst: Die Gedichte aus «Schattenklang» fragen nach ihrem Dasein, nehmen Abschied und stellen Betrachtungen über die unausweichliche Endlichkeit dar.

Die Konzertreihe bediente sich der Symbolik klassischer Live-Tourneen für die Lebenden: Beschallt wurden die Gräber mit einem vollständigen PA, wie sie bei kleinen Konzerten verwendet werden. Die Toten-Konzerte wurden auf Social Media und mit Newslettern beworben, die Lebenden konnten Eintrittstickets für die Toten kaufen.

Für die Lebenden

Damit zu einem späteren Zeitpunkt auch die Lebenden etwas davon haben, wurden die Auftritte hochwertig audiovisuell festgehalten. Daraus entstehen Filmdokumente sowie ein Live-Album; die Produkte werden im Lauf des Winters 2020/21 dem lebenden Publikum zugänglich gemacht.

«Letzte Worte» stellt den Umgang mit dem Tod und den Stellenwert von Friedhöfen in unserer Gesellschaft zur Diskussion. Was bedeutet die Totenruhe? Wie ist unser Umgang mit der eigenen Endlichkeit? Was bewirkt ein Konzert vor den Gräberreihen bei den Musikern? Die Gedichte rühren ans Tabu der Gefühle gegenüber dem Tod: Wut, Trauer, Erinnerung, Humor und Absurdität. Ein Konzert ist zudem selbst flüchtig, ein sich laufend vollziehendes Sterben.

So viel sei verraten: Mitten zwischen den Grabreihen zu spielen, mit Gräbern im Rücken und Gräbern vor den Füssen, fühlt sich tatsächlich ein bisschen unheimlich an. Hören sie uns jetzt? Oder doch nicht? Finden sie es gut, was wir machen? Ärgern sie sich? Oder ist es für sie ohne Bedeutung? Solche Gedanken gingen uns während dem Spielen ständig durch den Kopf. Nun, wir können es nicht sagen. Unser Applaus war die Stille.

Kirchfeld Witikon. Einer der Aufführungsorte von Letzte Worte.
Kirchfeld Witikon, einer der Aufführungsorte von «Letzte Worte».

Während das Friedhof Forum Zürich Kulturevents bisher vor allem auf dem Friedhof Zürich veranstaltet hat, wurden mit der Konzertreihe «Letzte Worte» erstmals auch weitere Zürcher Friedhöfe Teil des Kulturprogramms. GRABER dürfte wohl eine der ersten Bands sein, die Konzerte nur für die Toten spielt.

Spielorte

Auf diesen Friedhöfen hörte uns das Publikum zu:

  • Friedhof Eichbühl: 17. Juni 2020
  • Friedhof Höngg: 22. Juni 2020
  • Kirchfeld Witikon: 23. Juni 2020
  • Friedhof Enzenbühl: 24. Juni 2020
  • Friedhof Fluntern: 25. Juni 2020

Die Konzertreihe fand mit Unterstützung des Friedhof Forums Stadt Zürich, des Bestattungsamts der Stadt Zürich und Grün Stadt Zürich statt. Finanziell unterstützt wurde die Tour zudem von:

Logo Kanton Zürich Fachstelle Kultur
Logo Ernst-Göhner-Stiftung
  • Bestattungsamt der Stadt Zürich

Infrastrukturiell unterstützt wird die Tour von: