«Tod gesagt» (2008)

Hochwertig gestaltete Doppel-CD «GRABER: Todgesagt» in schönem Leineneinband.
Doppel-CD «GRABER: Todgesagt»

«Tod gesagt» wirft einen poetischen und süffisanten Blick auf den Tod. Konzipiert, geschrieben und komponiert von Jan Graber, enthält die CD 16 Stücke, die einen Bogen von Trip Hop über Rock bis Jazz und Ambient spannen. Die hochdeutsch darüber gesprochenen Gedichte werfen einen Blick auf unterschiedliche Aspekte der Vergänglichkeit: die Zeit, die Angst vor dem Ende, den Freitod, die Trauer oder die Existenz von Drogen und Liebe im Jenseits. Angetrieben von einem subtilen Memento mori und in bester, widerspenstig-melancholischer Rock-'n'-Roll-Manier wird so dem Sensenmann ein selbstverständlicherer Platz im Alltag verschaffen. Eine finale Vaudeville-Nummer lüftet schliesslich den Schleier über dem grössten Schlächter aller Zeiten.

Die weisse Naht.
Wir folgen, wir folgen
dem tödlichen Grat.
Hier ein Tausend
und dort Trillionen
und einer der ging
hinfort und allein.

Auszug aus «WEISSE NAHT»

Als Sprecher konnte Graber Schauspieler*innen wie Jörg Reichlin, Michael Hasenfuss und Rachel Braunschweig, seinen engen Freund Martin Ain Stricker (2017) sowie Musiker wie Monic Mathys, Boris Müller, Siro Müller und Thomas Winkler gewinnen. Der Künstler Peter Radelfinger steuerte Illustrationen bei, der Plakatkünstler und Typograf Michel Casarramona gestaltete das Logo sowie das Artwork der CD. Den Feinschliff erhielt die CD im New Sound Studio von Tommy Vetterli, gemastert wurde sie schliesslich von Dan Suter (echochamber).

Rockpoetry: Auswahl der Stücke

Vier Stücke aus der CD «GRABER: Todgesagt» (i-Button klicken, um Gedicht anzuzeigen).

GRABER: TodgesagtEin jeder deiner Atemzüge

Ein jeder deiner Atemzüge
im tiefen Schlaf neben mir,
trägt mir eine Schale
deines Seins entgegen.
Und mit jedem deiner Atemzüge
erschöpfst du einen Teil deines Lebens.
Und ein jeder deiner Atemzüge
berührt in mir den endlichen Tag.

Und ich sehe dich, wie du lebst.
Und ich sehe dich, wie du vergehst
Und ich sehe dich, wie du vertraust.
Und ich sehe dich, wie du verblühst.

Und zusammen vergehen wir, Zug um Zug
Und schreiten unserer Bestimmung zu.
Und gemeinsam veratmen wir uns, Schale um Schale
und erschöpfen uns dem Ende entgegen.

Und dein Atem berührt mich, hüllt mich ein mit deinem Vergehen,
und ein jeder deiner Atemzüge legt sich ruhend neben mich.

Und ich sehe dich, wie du lebst.
Und ich sehe dich, wie du vergehst.
Und ich sehe dich, wie du vertraust.
Und ich sehe dich, wie du verblühst.
Und ich sehe dich, wie du schläfst.
Und ich sehe dich, wie du träumst.
Und ich sehe dich, wie du erwachst.
Und ich sehe dich, wie du dich veratmest.

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GRABER: TodgesagtAls die Zeit zu mir sprach

Als die Zeit zu mir sprach
und erzählte von ihrem Rennen.
Als die Stunde mich griff
und schrie in ihrem Rasen.
Als der Sand mir zerrann
und den Boden entzog.
Als Momente mir flüsterten,
als ob nun mein Tod.

Wie vermisste ich dich da, Geliebte,
schon Vergangene.
Wie verschloss ich die Ohren den Stunden,
bedeckte die Augen und wendete
mich ab von der Nacht auf den Tag.
Aber die Nacht kam in Schritten,
und die Stunden, sie schrieen,
und die Momente verhauchten,
und die Zeit, sie zerrann.

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GRABER: TodgesagtIm endlichen Fall

Alles getan.
Nichts, das mehr bleibt.
Leere der Stille
Ende der Zeit.
Ruhe und Tod
Das Feuer dahin
Die Sehnsucht nach Leben
Langsam entschwindt

Ein Trieb voller Wehmut
Zieh mich hinein
Nimm mich nach Hause
Und lass mich allein.

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GRABER: TodgesagtDein Tod ist mein Tod

Als du dich hinlegtest zum letzten Mal
und du zerfressen wurdest vom Krieg in deiner Brust und der Furcht.
Als wir bei dir sassen und du in Wut schwammst,
Zorn sprachst und Hoffnung meintest,
dich hineinbegeben musstest in dein schwerstes Gefecht, [eeee]
dich in Harnisch warfst und einhülltest in den letzten Mut,
der dir blieb.
Als dir der Sinn zerfiel und du um Würde rangst, schwankend am Abgrund,
dich schämtest des zerzausten Haares und der schütteren Gestalt.

Als du allein wurdest und einzig und selbst,
die Furcht auf dich einschlug und dich klein machte,
und wir bei dir waren, mit dir lagen, an den Glauben nicht glaubend.
Und wir zu Kampfgefährten wurden, ein Häufchen Lebender,
kraftlos und sprachlos, die Verstummten und Erblindeten.
Und du, dein einziger General, dich aufs Feld begabst,
Sturm warst und Ruhe wurdest,
dich hinknietest, erhobenen Hauptes, fürchtend, zitternd,
doch voller Vertrauen.

Als wir dir zusahen bei deinem letzten Aufstand,
und wir nichts tun konnten, als Scheingefechte zu führen,
Schwerter zu beten und hilflos zu ringen,
als du in die Knie gingst
vor dem Endgültigen aufgabst
und schliesslich dein Haupt aufs faltige Kissen legtest.
Als dich die Leere umfing, die aus der Leere kam
und du nach Halt batest.
Als wir nichts anderes tun konnten,
als die Schlacht verloren zu nennen
und das Leben siegreich
und wir mit dir starben.

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Die Doppel-CD

Die zwei CDs sind eingelegt in ein hochwertiges, leinengebundenes, 40-seitiges Booklet, das mit Illustrationen aus Werken des Schweizer Künstlers Peder Radelfinger illustriert ist. Gestaltet wurden das Booklet sowie das Logo vom Illustrator Michel Casarramona. Die CDs enthalten insgesamt 16 Stücke, die Gedichte und die Musik stammen aus der Feder von Jan Graber. Die hochdeutschen Texte werden von Schauspielern, Musikern sowie dem Komponisten selbst gesprochen.

Innenansicht der Doppel-CD «Tod gesagt» mit Illustrationen und den Gedichten.
Die Gedichte sind mit Zeichnungen von Peter Radelfinger illustriert.

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